„Workation“ – ein gefühlt modernes Schlagwort ohne Substanz. Ein überstrapazierter Trend, dieses „remote Working“ als „digital Nomad“? Ist der Ausbruch aus der Komfortzone und die Neudefinierung von gewohnten Arbeitsweisen eine Modeerscheinung, oder gar eine Antwort auf das gesteigerte Bedürfnis nach mehr Flexibilität?
In den letzten Jahren – insbesondere seit der Pandemie – hat das Konzept des Remote Workings eine neue Dimension erreicht. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Flexibilität die Work-Life-Balance maßgeblich kultiviert, und dabei Kreativität und Produktivität steigert. Die Benefits eines Tapetenwechsels eben. Vor der Pandemie war die Vorstellung, seine Tasks an exotischen Orten zu erledigen, kaum vorstellbar. Doch die Notwendigkeit des ortsunabhängigen Arbeitens während Covid-Zeiten hat diese Idee seither bereits in den Mainstream katapultiert. So weit, dass es schon nicht mehr fragwürdig erscheint, sein Office an den Strand zu verlegen.
Was einst als unvereinbar mit Produktivität galt, spiegelt heute einen neuen Zeitgeist wider: Wir begreifen die Sehnsucht nach einem Alltagsausbruch und Identitätskrisen als Chance für Umstrukturierungen und rücken das Individuum ins Zentrum wirtschaftlicher Überlegungen. Machen Mitarbeitende zu Mitentscheidenden. Dieser Wandel wird nicht nur durch aufgeklärte Führungsetagen getragen, sondern ist das Ergebnis einer weitreichenden Neuordnung, die durch die Pandemie beschleunigt wurde. Dabei weichen traditionelle Strukturen flexibleren Modellen. Unternehmen setzen sich mit grundsätzlichen Fragen auseinander: Wofür stehen wir? Wie gestalten wir unsere Zukunft? Wie wachsen wir ökonomisch und als Wertegemeinschaft?
Immer mehr Unternehmen antworten darauf mit Veränderung. Testen neue Arbeitsweisen, die Flexibilität fördern und Mitarbeitenden ein gewisses Freiheitsgefühl vermitteln – und ihnen 150 % Vertrauen voraussetzt. Ein Wert, den ich bei meinem Erstgespräch bei Heidlmair Kommunikation bemerkenswert gefunden habe. 150 % Vertrauen in die Mitarbeitenden zu setzen ist nämlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit. 150 % Vertrauen muss man sich gewöhnlicherweise erst mal verdienen.
Adé dem Wintertief
Dachte ich mir deshalb im Herbst – die Sehnsucht nach einem Ausbruch aus dem Grau und einem Alltag in der Sonne so groß, dass ich meine 150 % Vertrauensvorschuss in den Antrag einer Workation steckte. Ein erstes Mal für die Agentur als auch für mich. Ob das Konzept einer Workation für ein Unternehmen Sinn macht, kann man nicht beantworten, ohne die Probe aufs Exempel gemacht zu haben. Deshalb: Heidlmair goes Downunder. Drei Monate in Australien, um der winterlichen Tristesse zu entfliehen und dabei produktiv zu bleiben – ohne der Notwendigkeit, Urlaubstage zu opfern.
„9 Uhr meine Zeit oder eure Zeit?“
Zugegebenermaßen hätte ich mir keinen schlechteren Ort für mein Getaway wählen können, betrachte man die Zeitverschiebung. Alles andere war pure Euphorie – wie könnte es anders sein, wenn man die Möglichkeit hat, sich den Winter bei 40 Grad und Sonnenschein zu vertreiben. Die zeitliche Differenz zu Österreich betrug 9 Stunden. Eine Diskrepanz, die erhebliche Anforderungen an meine Arbeitsgewohnheiten und mein Zeitmanagement stellte. Zur vorübergehenden Normalität gehörten ein Arbeitsbeginn um 5 Uhr abends und manchmal Meetings um 1 Uhr nachts. Nichts, was man für das bisschen Paradies nicht in Kauf nehmen würde.
Im Team = via Teams
Spontane kreative Funken in Brainstormings mit Kolleg:innen lassen sich nur schwer digital reproduzieren. Vor allem in einer Werbeagentur ist der persönliche und vor allem direkte Austausch im Office oft Motor für geistreiche Ideen und erfolgreiche Projekte. Ganz besonders in einem Team, in dem „alle an einem Tisch“ Arbeitscredo ist. Teamgeist über eine Distanz von 15.000 Kilometern zu erhalten ist definitiv eine Challenge, die nur in zeitlicher Begrenzung funktioniert. Mir war in diesen Monaten deshalb besonders wichtig, mich mit meinen Kolleg:innen laufend über Projekte als auch das Agenturleben auszutauschen. Zumindest für das Gefühl, ein bisschen da zu sein.
Wenn schon jammern, dann bitte am Strand.
Irgendetwas an meiner Erfahrung als negativ zu bezeichnen wäre wirklich Jammern auf höchstem Niveau. Klarerweise schwingt bei einer Kombination aus Urlaub mit Arbeiten gewisser Zweckoptimismus mit, der dazu verleitet, zu romantisieren. Realistischerweise gab es aber einige Situationen – auch der Tatsache geschuldet, dass ich viel Zeit im Outback oder einem Van verbracht habe – in denen funktionierendes WiFi eine gleichwertige Rarität wie Schatten und kühle Brisen war und es mich wieder einmal für meine Meetings zu McDonald’s verschlagen hat, um mich an deren Internet zu bereichern. Wer also will, dass Workation reibungslos funktioniert, sei sich sicher: Steckdosen und Wlan sind die Währung unserer Digital-Nomaden-Gesellschaft. Ganz abgesehen davon hätte ich wohl keine schönere Zeit haben können. Spätestens in den Momenten, in denen ein Känguru vorbeihüpft oder ein Delphin vorbeischwimmt, sind 5 Stunden im Fast Food Laden jedenfalls vergessen.
Eine transformative Erfahrung, die weit über berufliche Produktivität hinausgeht.
Workation ist sozusagen Ausdruck eines grundlegenden Wandels in der Arbeitswelt. Die Möglichkeit, Arbeit mit Reisen zu kombinieren, eröffnet neue Wege der Selbstverwirklichung – und Unternehmen, die moderne Ansätze wie diesen unterstützen, profitieren im Umkehrschluss von motivierten und engagierten Mitarbeitenden. Es ist an der Zeit, traditionelle Arbeitsmodelle zu überdenken und die Chancen, die Remote Working und Workations bieten, zu ergreifen. Denn eines ist sicher: Die Zukunft der Arbeit ist flexibel, inspirierend und global vernetzt. Und wer sagt schon nein zu einem Office unter Palmen?
Zu guter Letzt: Großes Dankeschön an Gerhard und Edith – für die Möglichkeit, für’s Einfach-Ausprobieren und für 150 % Vertrauen.