Fund/Stücke

Wie ausgeschlafen sind Ihre Mitarbeiter?

von Gabriele Fischereder
27. 06. 2017
Lesezeit: 5 Minuten

Und damit meine ich nicht, ob sie qualifiziert, clever oder besonders geschickt sind. Nein, ich frage Sie: Wie erholt, fit und munter ist Ihr Team?

Neuen Studien zufolge sollte Sie das als Arbeitgeber oder Führungskraft nämlich interessieren. Die Zeiten, in denen sich Top-Manager großer amerikanischer Konzerne damit gebrüstet haben, dass sie um 4 Uhr morgens aufstehen, zum Sport gehen und sich dann noch vor dem Morgengrauen an den Schreibtisch setzen, sind vorbei. Selbst sie dürften bemerkt haben, wie wichtig ausreichend und guter Schlaf für unsere Regeneration und Leistungsfähigkeit ist.

Schlaf ist etwas ganz Essentielles für uns. In der guten alten Maslow’schen Bedürfnispyramide bildet er nicht umsonst neben Essen und Trinken das Fundament. Wir wissen mittlerweile auch, dass Schlafentzug zu den schlimmsten Foltermethoden gehört, junge Mütter und Väter wissen, was ich damit meine. Neue Studien belegen sogar, dass Schlafmangel auf Dauer zu Krebserkrankungen führen kann und bestätigen, dass es außerdem Zusammenhänge mit dem Auftreten von Alzheimer, Herzschwäche, Übergewicht und Diabetes gibt.

Aber was passiert eigentlich im Schlaf und wie viele Stunden Schlaf sind gesund?

Mediziner sind sich einig: Sieben bis neun Stunden Schlaf braucht der menschliche Körper zur Wartung und zur Reparatur von Schäden des Tages. Während wir uns zur Ruhe legen, fahren viele Körperfunktionen „herunter“: Die Herzfrequenz nimmt ab, der Blutdruck sinkt, die Atmung wird flacher und langsamer. Der Hormonhaushalt kommt während wir schlafen aber erst so richtig in Schwung. Das Wachstumshormon z.B. wird in der ersten Nachthälfte produziert. Es dient der Erholung und dem Aufbau neuer Zellen. Außerdem werden nachts die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin – und zu Beginn auch Cortisol – abgebaut. Wer Stress bewältigen will, muss also schlafen.

Guter Schlaf ist teuer

Fakt ist aber auch, dass leider immer mehr Menschen sich schwer dabei tun, erholsam und durchgehend zu schlafen. Die Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung geht sogar davon aus, dass 25% der Menschen in Österreich unter Schlafstörungen leiden. Eine Nacht ohne Herumwälzen, Aufwachen und nicht-mehr-einschlafen-können, ohne am nächsten Tag komplett gerädert zu sein, ist für viele also zum ultimativen Luxus geworden.

Das hat auch die Wirtschaft erkannt und Schlafen als Trend entdeckt. Immer mehr High-End Gadgets und Produkte für den „Premiumschlaf“ kommen auf den Markt.  Ob es nun Boxspringbetten im fünfstelligen Bereich sind, künstlich beschwerte Decken, die sich „wie eine Umarmung“ um den Körper schmiegen oder das Stirnband „Dreem“, das den Schlaf mittels Schallwellen in ruhige Bahnen lenken soll: Alle diese Lifestyleprodukte basieren auf seriösen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und treffen den Nerv unserer Zeit.

Ausgeschlafen in der Arbeit

Seit einiger Zeit zeigen auch Arbeitgeber mehr und mehr Interesse, die so wichtigen Regenerationsphasen ihrer Mitarbeiter zu fördern. Da gibt es Firmen, die im Rahmen von Burnout-Präventions-Programmen Schlaftrainings für ihre Teams anbieten oder eine amerikanische Versicherung, die sogar Prämien an jene Mitarbeiter auszahlt, welche nachweislich 20 Tage hintereinander mehr als sieben Stunden geschlafen haben.

Auch in Österreich treffe ich als Unternehmensberaterin immer wieder auf Betriebe, die bei der Planung eines neuen Büros auch einen Ruheraum für ihre Belegschaft vorsehen. Dieser kann für eine kurze Entspannung zwischendurch genutzt werden, steht aber durchaus auch für einen Power-Nap nach dem Mittagessen zur Verfügung.

Die wahren Experten in Sachen Schlafen kommen allerdings aus Asien. Dort gibt es sogar einen eigenen Namen für die hohe Kunst auf Knopfdruck zu schlafen, egal wo man sich gerade befindet: Unter dem Motto „Inemuri“ schlummern Politiker im Parlament, Firmenchefs während wichtiger Meetings und Angestellte in den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Warum investieren Unternehmen nun aber in den Schlaf ihrer Mitarbeiter?

Weil Sie – auch wenn es nicht auf den ersten Blick Aufgabe eines Arbeitgebers sein mag – folgendes verstanden haben: Wer ausgeschlafen ist, ist motivierter, leistungsfähiger, innovativer, kann sich besser konzentrieren und macht weniger Fehler bei der Arbeit. Ausreichend Schlaf führt auch dazu, dass Ihre Mitarbeiter weniger anfällig für Krankheiten sind – das reduziert wiederum Ihre Fehlzeitenquote und hilft à la longue Kosten zu sparen. Und wer sich nachts gut regenerieren kann, wird auch insgesamt länger bis ins Alter produktiv im Arbeitsprozess bleiben können.

5 Tipps: Wenn Schafe zählen nicht mehr hilft …

Sich nach der digitalen Reizüberflutung des Tages, mit schwelenden Konflikten und schwierigen Projekten im Kopf abends gut in den Ruhemodus zu versetzen, ist nicht immer einfach. Ein paar einfache Dinge können aber auch abseits teurer Premiumprodukte dabei helfen:

  1. Gestalten Sie Ihr Schlafzimmer schlafförderlich!
    Achten Sie auf eine qualitative Matratze und auf die richtige Raumtemperatur (16-18°C sind optimal). Räumen Sie alles weg, was die Atmosphäre unruhig macht.  
  2. Verbannen Sie helle Lichtquellen aus Ihrem Schlafbereich!
    Wir brauchen die Dunkelheit, damit unser Körper das Hormon Melatonin produzieren kann. Melatonin macht uns müde und hilft uns beim Einschlafen. Handy, E-Book-Reader und Fernseh-Bildschirm sollten also unmittelbar vor dem Schlafengehen nicht mehr zum Einsatz kommen.
  3. Vermeiden Sie Koffein, späte Mahlzeiten und Alkohol!
    Wer von Schlafstörungen geplagt ist, sollte ca. vier Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr essen.
  4. Unterbrechen Sie das Gedankenkarussell!
    Wenn Sie nachts Ihren Job oder andere Probleme im Kopf haben, bleiben Sie nicht grübelnd im Bett liegen. Stehen Sie bewusst auf, schreiben Sie Ihre Gedanken und Sorgen nieder und beschäftigen Sie sich so lange mit etwas Anderem, bis Sie wieder müde sind.
  5. Last but not least: Akzeptieren Sie Ihre Schlafstörung!
    Wer sich darüber ärgert, dass er schon wieder wach im Bett liegt, kurbelt mit dieser Aufregung nur unnötig den Kreislauf an und erhöht den Blutdruck. Und das ist gar nicht hilfreich, wenn wir wieder zur Ruhe kommen wollen.  
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