Digitale/Trends

Metaverse: Leben wir bald in der Matrix?

von Christina Lugmayr
04. 07. 2023
Lesezeit: 5 Minuten

Das Metaverse ist offenbar so meta, dass es kaum einer versteht. Wenn Sie zehn Leute fragen, was das Wort „Metaverse“ ihrer Meinung nach bedeutet, werden Sie zehn verschiedene Antworten bekommen. Was auch immer es ist, Experten prognostizieren, dass es bis 2024 ein 900 Milliarden Dollar schwerer Markt sein wird. Tendenz steigend. Verpassen wir hier etwas?

Ein Teil der sich schnell wandelnden Aufgaben von HR-Abteilungen besteht darin, die Zukunft stets im Auge zu behalten und Trends vorherzusagen. Unternehmen, die neue Entwicklungen verschlafen, verlieren ihre besten Talente an diejenigen, die sie im Gegensatz dazu für sich zu nutzen wissen. Höchste Zeit also, sich mit dem neuartigen Phänomen, das gemeinhin als Metaverse bezeichnet wird, genauer zu beschäftigen. Was ist es? Wie wirkt es sich aus? Und Welche Relevanz hat es innerhalb der HR-Thematik? Let’s dive into it.

Web3: Die nächste Internet­revolution?

AR (Augmented Reality) und VR (Virtual Reality)-Technologie schreitet in geradezu rasender Geschwindigkeit voran. Leben wir vielleicht in naher Zukunft schon in einer Art Matrix? KI-generierte Grafiken und fotorealistische Bilder, ja sogar KI-generierte Kunst, erreichen ein herausragendes Qualitätsniveau. An der Originalität hapert es freilich etwas. Nichtsdestotrotz ist der Web3 Hype, also einem nahezu religiösen Warten auf die schöne neue Metawelt ungebrochen.

Eine virtuelle Welt, die nicht von Big Tech, zentralistischer Systeme und Monopole, sondern durch dezentrale Blockchain-Protokolle gesteuert und kontrolliert wird. Banken und Staaten fallen als übergeordnete Kontroll-Instanz weg. Nutzer können in einer Art Augmented Reality, also einer Realität an der Schnittstelle von realer zu virtueller Welt, interagieren und direkt miteinander, peer-to-peer, über Kryptowährungen Waren und Dienstleistungen der realen Wirtschaft austauschen.

Meta ≠ Metaverse

Das Metaverse ist nicht gleichzusetzen mit Mark Zuckerbergs oft als verwirrend empfundenes 3D-Facebook-Projekt, in dem VR-Meetings mit skurrilen Cartoon-Avataren präsentiert wurden. Viele deuteten die Umbenennung der Social Media Plattform in „Meta“ gar als einen taktischen Zug, um sinkende Nutzerzahlen mit dem neuen Silicon Valley Hype abzufangen.

Dass die Entwicklung in Richtung Augmented Reality beziehungsweise Virtual Reality geht, war schon lange vor „Meta“ und eigentlich schon seit Jahrzehnten bekannt. Die jetzige Technologie katapultiert aber das Szenario, in der wir in einer virtuellen Welt interagieren und handeln, in greifbare Nähe. Dennoch stecken wir mit Fortnite und Roblox sprichwörtlich noch in den Kinderschuhen.

Das Meta­verse im HR-Bereich

Was hat das Metaverse für Auswirkungen auf die Personalabteilungen? Werden wir in Zukunft KI-gesteuerte 3D-Avatare statt Menschen aus Fleisch und Blut rekrutieren? Möglich, aber eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die neuen Metaverse-Technologien schrittweise Einzug in die hybriden Arbeitsmodelle halten werden, die wir ohnehin schon verwenden.

Klar, derzeit erscheint die Vorstellung, dass wir unser Meeting virtuell in den Sommer beamen und vor dem Panorama einer Palmenlandschaft in Florida Bewerbungsgespräche abhalten etwas skurril. Das liegt zum Teil aber auch daran, dass die Technologie noch nicht derart ausgereift ist, dass man sie in der Business-Welt ernst nehmen möchte. Diese Vorbehalte werden sich jedoch mit den neuartigen KI-Modellen, die in Sekundenschnelle hyperrealistische Fotomontagen generieren, in Luft auflösen – denn das gleiche ist auch in 3D möglich.

Es ist durchaus denkbar, dass Unternehmen diese Technologie nutzen werden, um sich als Arbeitgeber:innen besonders hervorzuheben. So zum Beispiel wäre es möglich, ausländischen Bewerber:innen einen Rundgang durch ihr zukünftiges Büro aus der Ferne zu ermöglichen. Auch virtuelle Räume und Umgebungen, die dafür entwickelt werden, spezifische Fähigkeiten und Eignungen auszutesten, werden im Metaverse zur Verfügung stehen. Voraussetzung ist, dass alltagstauglichere VR-Brillen produziert werden, die ohne komplizierte Technik und Verkabelung den Einstieg in das Metaverse als einen alltäglichen Prozess etablieren – dass daran im Hochbetrieb gearbeitet wird, steht außer Zweifel.

Das Metaverse in der Arbeits­welt

Praktische Anwendungen finden sich auch im Ausbildungsbereich, egal ob es sich dabei um kreative oder mechanische Kompetenzen handelt. So zum Beispiel könnten Bewegungsabläufe, die für einen bestimmten Task nötig sind, in der virtuellen Realität durch Nachahmung der Handbewegung viel schneller eingeübt werden. Anstatt die potenziellen Mitarbeiter:innen an echten Maschinen umständlich zu schulen, könnten alle Schulungsprogramme kostengünstig und effizient in VR erfolgen.

Derzeit ist das alles noch Zukunftsmusik, aber step by step wird das Metaverse für die alltäglichen Nutzer:innen immer zugänglicher. Und spätestens dann, werden Probleme wie Datenschutz und Transparenz, die wir in ähnlicher Form bei den Social Media Plattformen heute noch zu lösen versuchen, zu einer großen Herausforderung.

 

Manch eine:r ist jetzt noch verwirrter als zu Beginn dieses Blogbeitrags: Was ist das Metaverse nun wirklich? Die Antwort lautet: Vieles.

Was es im Detail ist und wie es sich entwickeln wird, muss wie bei vielen neuartigen Technologien zunächst unbeantwortet bleiben. Es könnte die Art und Weise, wie wir arbeiten, völlig verändern – oder auch nicht. Für HR-Verantwortliche heißt es jedoch wachsam bleiben und die Trends genau im Auge behalten. Denn außer Frage steht, dass die Metaverse-Technologien früher oder später in unserer Arbeitswelt Einzug halten werden – wer sie intelligent zu nutzen versteht, ist dann im Vorteil.

Reminder gefällig?

Einfach anmelden und regelmäßig Infos über neue Blog-Beiträge aus dem HR/Café erhalten.