Beziehungs/Weise

Krisenintervention im Unternehmen – Ein oft verdrängtes Thema

von Wilhelm Hofmann
09. 07. 2025
Lesezeit: 4 Minuten

Stellen Sie sich vor, ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin Ihres Unternehmens erleidet am Arbeitsplatz einen Herzinfarkt mit tödlichem Ausgang. Ein erschütterndes Szenario, das niemand erleben möchte – und doch kann es Realität werden. Was tun, wenn ein derartiger Fall eintritt? Die meisten Unternehmer:innen haben darauf keine Antwort. Über das Tabuthema Tod wird nicht gesprochen. Man hofft, dass derart tragische Ereignisse im Unternehmen nie eintreten. Und wenn es doch passiert, dann ist man in den meisten Fällen völlig überfordert.

Ob ein plötzlicher Herzinfarkt, ein tödlicher Unfall in der Freizeit oder möglicherweise Suizid – der Verlust eines Kollegen oder einer Kollegin, mit dem man über Jahre hinweg zusammengearbeitet hat, kann tief erschüttern. Die betroffenen Teammitglieder erleben in solchen Situationen häufig intensive Belastungsreaktionen wie Stress, Traumata oder Schuldgefühle. Diese können schwerwiegende Auswirkungen auf die berufliche Leistungsfähigkeit haben – etwa durch Vermeidung bestimmter Tätigkeiten, Verunsicherung, Vertrauensverlust oder gar Kündigungen.

Für die direkten Angehörigen der verstorbenen Person gibt es die Krisenintervention des Roten Kreuzes, die eine äußerst wertvolle und wesentliche Unterstützung bietet. Für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen fehlt jedoch ein vergleichbares Angebot.

Was ist eine Krisenintervention in Unternehmen?

Eine Krisenintervention in Unternehmen ist eine Intervention zu Trauma- und Stressverarbeitung nach tragischen Ereignissen. Diese Ereignisse können sein:

  • Plötzliche Todesfälle am Arbeitsplatz / im Unternehmen
  • Privat verunglückte / verstorbene Mitarbeiter:innen
  • Suizide
  • Arbeitsunfälle mit gravierenden Folgen (Personenschäden, Traumatisierungen, ...)
  • Sonstige traumatische Ereignisse in Unternehmen (Gewaltandrohungen, psychosoziale Notfälle, Brände, …)

Die Intervention widmet sich genau dieser Thematik und wird von externen Expert:innen durchgeführt, die ausschließlich unternehmensintern, systemisch und zeitnah professionelle Interventionen bei den Betroffenen setzen.

Diese Interventionen sind primär Methoden psychosozialer Natur, die einer umfassenden Einordnung und Aufarbeitung des bei den Betroffenen wahrgenommenen Geschehens dienen bzw. diese Aufarbeitung nachhaltig möglich machen. Das praktische Vorgehen im Einsatz selbst ist jeweils situativ zu beurteilen und nicht im Detail beschreibbar. Die jeweilige Methodenwahl des Vorgehens orientiert sich primär an den vorgefundenen Gegebenheiten und fokussiert sich auf die nachfolgend angeführten Zielsetzungen für das Unternehmen und für die betroffenen Mitarbeiter:innen.

Warum eine Krisenintervention in Unternehmen?

Eine professionellen Krisenintervention für das Unternehmen folgende Vorteile:

  • Vermeidung von Kündigungen / Austritten / Umschulungen bei den betroffenen Mitarbeitern
  • Reduktion / Vermeidung längerer Ausfallszeiten bei den betroffenen Mitarbeitern
  • Präventionsstrategien zur Folgeunfallvermeidung
  • Informationsgewinn hinsichtlich sicherheitsrelevanter Gegebenheiten
  • Positives Differenzierungsmerkmal im Mitarbeiterangebot
  • Attraktivitätsgewinn bei Mitarbeitern und in der Öffentlichkeit


Aber auch die betroffenen Mitarbeiter:innen profitieren davon:

  • Wiedergewinnung von Vertrauen und Selbstsicherheit
  • Normalisieren von Schuldgefühlen
  • Strukturierte Aufarbeitung des Geschehenen/Erlebten
  • Stressverarbeitung und Stressabbau
  • Abgrenzung, Psychohygiene
  • Erkennen von persönlichen Ressourcen zur nachhaltigen, langfristigen Verarbeitung
  • Coaching für Selbsthilfe bzw. Bewältigungsstrategien

 

Was spricht für eine Krisenintervention mit externen Expert:innen?

Externe Expert:innen haben im Vergleich zu (möglichen) unternehmensinternen Expert:innen wesentliche Vorteile wie

  • eine Objektivität gegenüber den Betroffenen
  • eine Objektivität zum Ereignis
  • eine Objektivität zum Unternehmen / zu Auftraggeber:innen
  • eine Außensicht mit Einbringung zusätzlicher Sichtweisen
  • eine Diskretion und Vertraulichkeit
  • ein direktes und anlassbezogenes Vertragsverhältnis

 

Das Anforderungsprofil der zum Einsatz kommenden externen Expert:innen beinhaltet eine umfassende theoretische Aus- und Weiterbildung durch einschlägige Institutionen (z.B. Rotes Kreuz) hinsichtlich psychosozialer Grundlagen und gesetzlicher Vorgaben. Zudem eine ebenso umfassende und langjährige Erfahrung aus praktischen Einsätzen der akuten Krisenintervention, gemeinsam mit allen dort tätigen Einsatzorganisationen (Rotes Kreuz, Polizei, Feuerwehr, Bergrettung, usw.).

In jedem Fall handelt es sich um gereifte sowie integre Persönlichkeiten, die in der Lage sind, auch selbst mit derartigen Situationen professionell umgehen zu können.

Zusammenfassung

Mit dem Thema „Krisenintervention in Unternehmen“ wird ein Tabuthema vor den Vorhang geholt – mit einem Angebot zur professionellen Unterstützung. Eine Krisenintervention in Unternehmen zahlt sich in jedem Fall aus. Sowohl für das Unternehmen als auch für die betroffenen Mitarbeiter:innen.

Über den Autor

Dipl.-Ing. Wilhelm Hofmann MBA

Wilhelm Hofmann ist seit sechs Jahren in den Bereichen Unternehmensberatung, Karriereberatung und Outplacement tätig. Zuvor war er über 20 Jahre als Geschäftsführer in österreichischen Industrieunternehmen erfolgreich.
Reminder gefällig?

Einfach anmelden und regelmäßig Infos über neue Blog-Beiträge aus dem HR/Café erhalten.