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Job Rotation

von Johanna Wurzinger
07. 09. 2016
Lesezeit: 3 Minuten

Der Spielzeugkonzern Mattel lebt es vor: Junge bzw. angehende Führungskräfte werden rasch nach dem Eintritt in ihre Position quer durch die Abteilungen geschickt – gerne auch mal an etwas entlegenere Standorte nach Malaysia oder Mexiko.

Mag das kalifornische Unternehmen auch mit der Verwendung von Holz aus Indonesischen Regenwäldern für Verpackungen oder Spionage-Barbies zu Recht für Negativschlagzeilen sorgen, so beweist es zumindest auf diesem Gebiet ein gutes Gespür für Personalmanagement. Denn durch das Durchlaufen der unterschiedlichsten Abteilungen und Positionen erarbeiten sich die Nachwuchskräfte ein umfassendes Verständnis für den Einzelnen und lernen ihr Unternehmen aus einer vielfältigen, lebensnahen Perspektive kennen – Mattel löst auf diese Weise das Problem, keine qualifizierten Supply Chain Manager mehr zu finden.

Auch in Österreich ein Thema

Auch hierzulande ist ein systematischer Positionswechsel eigentlich nichts Neues: Lehrlinge durchwandern häufig im Laufe ihrer Ausbildung systematische eine Unternehmensabteilung nach der anderen, und im Einzelhandel gibt es Unternehmen, deren Mitarbeiter wechselweise für alle Aufgabengebiete eingesetzt werden und sich so deutlich mehr Perspektiven erarbeiten können. In Trainee-Programmen ist das Kennenlernen unterschiedlicher Abteilungen, Hierarchien und Aufgaben ohnehin selbstverständlicher Teil der Ausbildung – immerhin sollen zukünftige Führungskräfte ihren Blick für das große Ganze schulen und solide Grundlagen für Mitarbeiterkommunikation erhalten.

Beim Reden kommen die Leute zusammen

Grundsätzlich liegt genau darin der Vorteil von Job-Rotation-Systemen: Stetiges Lernen und systematisches Einarbeiten in unterschiedliche Bereiche und Abteilungen fördern das interne Wissensmanagement und flexibles Herangehen an unterschiedliche Aufgabenstellungen.

Und nicht zuletzt die Unternehmenskultur kann deutlich von wechselnden Teamkonstellationen und stärkerer Vernetzung von  Mitarbeitern profitieren – man lernt sich besser kennen, tauscht sich aus, bekommt subjektivere Einblicke in die Arbeitsweise der Kollegen. Das können auch wir bestätigen: Wenn jeder jeden kennt und einen gewissen Ein- und Überblick über dessen Projekt, Kunden und Agenden hat, läuft der Laden wie geschmiert.

Außer Spesen nix gewesen?

Weg vom „Fachidioten“ – hin zum „Renaissancemensch“, der seine Vielseitigkeit zur Vollendung nutzt? In einer schnelllebigen Gesellschaft, die quasi im Minutentakt neue Technologien und Trends in die Welt setzt, ist umfassendes Verständnis und vor allem flexibel anwendbares Know-how ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Wie aber sieht es bei „durchschnittlichen“ mittelständischen Unternehmen aus – ist diese Methode wirklich für jeden Betrieb anwendbar?  Wir sagen: wohl kaum. Bei Unternehmen mit kleinem Mitarbeiterstab oder hohem Spezialisierungsgrad würde durch den ständigen Wechsel ein Zeit- und Kompetenzproblem auftreten – denn bei allen Vorteilen, die dieses System für die Horizonterweiterung und das Betriebsklima bringt, muss man auch bedenken, dass Einarbeiten Zeit braucht – und ebenso jemanden, wer während dieser Zeit die liegenbleibenden Agenden professionell übernimmt. Zudem gilt es eines zu bedenken: zu viel Wechsel sorgt für Unruhe – und damit ist gar niemandem geholfen!

 

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