Die Pandemie hat in der Digitalisierung von Privat- und Berufsleben eine beispiellose Dynamisierung ausgelöst und kann in vielerlei Hinsicht als ein Vorgeschmack unserer zunehmend technisierten Zukunft betrachtet werden. Gleichzeitig wird diese weitreichende Umgestaltung von einer Vielzahl gesellschaftlicher Themen wie Klimawandel, Green Tech, Urbanisierung und einem neuen ethischen Selbstverständnis begleitet. Doch ist unsere Arbeitswelt diesem Paradigmenwechsel quer über alle Branchen gewachsen?
Globale Trends: Digitalisierung, Klimakrise, Selbstverwirklichung
Kaum eine Umwälzung vergangener Zeiten trug einen derart globalen Charakter wie die durch Covid19 exponentiell beschleunigte digitale Revolution. Mit Beginn der Pandemie sah sich die Arbeitswelt mit einer Unzahl neuer Herausforderungen konfrontiert, die es in kürzester Zeit zu bewältigen galt. Unternehmensstrukturen mussten quer über die Branchen hinweg den veränderten Gegebenheiten angepasst werden. Die Kapazitäten für digitale Investitionen wurden drastisch erhöht. Home-Office, mobiles Arbeiten ist ein mittlerweile unumkehrbarer Trend – auch über die Zeit der Pandemie hinaus.
Ein Begleitfaktor dieser Entwicklung ist der ohnehin schon seit Jahrzehnten spürbare Hypertrend der Individualisierung, denn nirgendwo werden Selbstbestimmung und Flexibilität größer geschrieben als bei den „Digital Nomads“. Das stellt auch viele Unternehmen vor die Notwendigkeit, ihr Image nach außen nochmal aufzupolieren.
Authentizität, Nachhaltigkeit, Kundenorientiertheit
Die durch die Coronakrise ausgelöste Neuevaluierung vorwiegend westlicher Werte hatte weitreichende Folgen in der Kommunikation: Authentizität, Nachhaltigkeit und Kundenorientiertheit sind angesagter denn je. Dabei ist die digitale Infrastruktur entscheidend. Unternehmen, die neue Pfade der Contentkreation und -vermittlung – wie z.B. Audioformate und Podcasts – einschlagen, sind klar im Vorteil.
Vertrauen war nie wertvoller
Auch Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion – kurz DEI (Diversity, Equity and Inclusion) – sind als transformative Werte im Vormarsch. Die Pandemie hat dieser gesellschaftlichen Realität allerdings eine neue Dimension verliehen. Viele Arbeitgeber in Österreich haben es verpasst, diesem stetig wachsenden internationalen Trend mit ihrer Corporate Identity adäquat zu begegnen. Das hat nicht nur negative Folgen für die Außenwahrnehmung, es mindert auch den entscheidenden HR-Faktor Vertrauen – und dieser war nie wertvoller als heute.
Identitätskrise als Chance
Die erwähnten Entwicklungen offenbaren einen neuen Zeitgeist: Der einzelne Mensch, das Individuum rückt wieder in den Mittelpunkt wirtschaftspolitischer Überlegungen. Dieser Einzug geradezu neo-humanistischer Werte in die unternehmerische Kultur ist allerdings nicht allein der Gnade aufgeklärter Führungsetagen zu verdanken. Vielmehr entspringt der Wertewandel einer weitreichenden gesellschaftlichen Neuordnung, die durch die Pandemie beschleunigt wurde.
Ehemals starre Macht- und Verantwortungsbereiche werden zunehmend elastischer. Unternehmen mit einem antiquierten Verständnis hierarchischer Strukturen geraten dabei in eine Identitätskrise. Diese kann sich aber durchaus als fruchtbar erweisen, wenn daraus zeitgemäße Fragen entstehen:
Wofür stehen wir? Wie sieht die Zukunftsperspektive aus? Wie können wir nicht nur ökonomisch, sondern auch als Wertekollektiv innerhalb eines Unternehmens wachsen?