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Gemeinsam individuell:
So funktioniert Co-Working

von Johanna Wurzinger
26. 09. 2016
Lesezeit: 4 Minuten

Kreative, IT-Entwickler, Social Entrepreneurs oder freiberufliche Consultants wollen stärker denn je mit ihrer Innovationskraft durchstarten – oftmals im Alleingang. Doch gerade für EPUs und junge Start-ups sind die finanziellen Hürden erheblich. Eigene Büros sind teuer, ebenso die technische Ausstattung; Homeoffice ist oftmals nur eine unzulängliche Alternative.

Den Anforderungen einer anpassungsfähigen, individuellen Arbeitswelt entsprechen die immer beliebter werdenden Co-Working Spaces – Gemeinschaftsbüros, die die flexible Nutzung von Arbeitsplätzen und Infrastruktur anbieten.

Die Vorteile für Jungunternehmen und/oder Digitale Nomaden liegen klar auf der Hand: Die gemeinsam genutzten Räumlichkeiten sind in der Regel gut ausgestattet, deutlich billiger und in der Preisgestaltung flexibler als Einzelbüros; für administrative Details wie Facility Management wird ebenfalls gesorgt. Als positiv empfunden wird auch die klare Trennung zwischen beruflich und privat im Gegensatz zu Homeoffice: Während bei letzterem der private Rahmen für mehr Ablenkung sorgt und auch die Versuchung, zwischendurch mal schnell die Mails zu checken, stärker ist, profitieren Nutzer von Gemeinschaftsbüros von einer besseren Work-Life-Balance.

 

Gemeinsam sein eigenes Ding machen

Ein anderer Vorteil ist die Gemeinsamkeit: Durch die räumliche Nähe von „Gleichgesinnten“ wachsen Netzwerke und Synergien, gegenseitige Inspiration und auch branchenfremde Inputs und Lösungsansätze verleihen Ideen Flügel. Ein spezielles Beispiel hierfür ist das Wiener „Hub“: Hier steht alles im Zeichen der Nachhaltigkeit, einmieten können sich nur Unternehmen, die sich auf Lösungen für soziale oder ökologische Fragestellungen spezialisiert haben.

 

Zu laut und unruhig?

Die „klassischen“ Großraumbüros haben im Allgemeinen keinen guten Ruf: Kritiker nennen enge Koje, hoher Lärmpegel und mehr Krankenstände durch die ungehindert herumschwirrenden Krankheitserreger. Gilt dies auch für CO-Working-Spaces?

Mit der Schreckensvision von zwanzig gleichzeitig telefonierenden Grafik-Designern auf engstem Raum muss ein modernes Gemeinschaftsbüro zum Glück nichts zu tun haben – doch damit das Arbeitsklima für alle zufriedenstellend ist, sollten einige Regeln eingehalten werden.

„Ein gewisses Maß an Toleranz und Selbstkontrolle sollte jeder mitbringen“

Wir haben nachgefragt, was für das Funktionieren von Co-Working nötig ist – bei Elisabeth Rosenfellner und Wolfgang Millner, Gründer und Betreiber des Co-Working Space Basis08 in Wien.

„Wir wollten ein Gemeinschaftsbüro für EPU gründen, denen ein klassischer Co-Working Space zu kreativ, zu laut, zu jung ist und klassische Businesscenter zu steif. Letztendlich haben wir ein Büro für Leute wie uns geschaffen: zwischen 30 und 50, für Tätigkeiten die auch mal Ruhe erfordern und mit Infrastruktur, die man zur Vorbereitung auf Kundentermine haben sollte - eben eine 'Basis' für Spezialisten in überwiegend ruhigen Sparten wie Steuerberatung, Unternehmensberatung, IT oder Juristen.“ erzählt Wolfgang.

Die Frage, ob Co-Working für jede/n geeignet ist, hängt für ihn stark von den Räumlichkeiten und den anderen Mitarbeitern ab. Bei Basis08 achtet man auf eine homogene Zusammensetzung der Gruppe und lehnt in diesem Sinne auch schon einmal eine Anfrage ab - Dauertelefonierer beispielsweise wären ungeeignet. Wie in jedem Bereich des Zusammenlebens und -arbeitens ist auch beim Co-Working schlichtweg Respekt gefragt.

Er selbst gehe beim Telefonieren gern herum und nutze dazu den Hof, andere wiederum die Küche oder die office-eigene Telefonzelle, „jeder wie er mag, aber immer mit ein wenig Rücksicht auf andere. Ein gewisses Maß an Toleranz und Selbstkontrolle sollte jeder mitbringen. Humor auch.“.

 

Auch wenn bei Basis08 Synergien nicht im Vordergrund stehen, ist den Betreibern viel an einem positiven Grundklima und einer guten internen Kommunikation gelegen. Um die Kontakte innerhalb der Gruppe auszubauen, wurde ein quartalsmäßiger Stammtisch eingeführt – „das hat definitiv einiges zu einer positiven Stimmung beigetragen“.

Arbeiten die beiden selbst in ihrem Co-Working Space? „Jetzt gerade schon, da ich diese Woche ein großes berufliches Pensum habe, und mich hier viel besser konzentrieren kann.“

Dann wünschen wir weiterhin gutes Gelingen!

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