Beziehungs/Weise

Die Sinnsucher

von Claudia Grubmüller
11. 10. 2018
Lesezeit: 2 Minuten

Der aktuelle IMAS-Report bestätigt: Arbeitnehmer suchen – neben der Sicherheit im Job  vor allem nach sinnvollen Tätigkeiten. Der „Sinn im Beruf“ wird sogar als Top-2-Motiv bei der Berufswahl genannt. Beim Lesen solcher Studien oder ähnlicher Literatur stellt sich allerdings schnell eine Frage: Was ist das überhaupt? Der Sinn. Und weiter: Wie soll (oder kann) Arbeit „erfüllend“ sein?  

Was ist schon sinnvoll?

Sinn ist an sich ein Konzept. Eines, das vorrangig positive Assoziationen auslöst. Was Sinn stiften kann, ist vom Anwendungsgebiet und der Erwartungshaltung seiner Protagonisten abhängig. Im Beruf kann demnach Vieles als sinnvoll empfunden werden: Etwa wenn die Arbeit den eigenen Interessen entspricht und Spaß macht. Oder wenn die Position Anerkennung bringt. Manche streben nach höheren Zielen und betrachten die Vereinbarkeit von eigener Haltung und Unternehmenstätigkeit als Sehnsuchtsort. Vielleicht ist es aber auch sinnvoll, positive Interaktionen am Arbeitsplatz zu erleben.

Was muss der Beruf für Sie einlösen, um sinnvoll zu sein? Was für Ihre Kollegen und Mitarbeiter? 

Dass sich der Sinn überhaupt im beruflichen Tun offenbaren soll, gilt als ein relativ junger gesellschaftlicher Konsens. Der Wunsch nach sinnerfüllenden Tätigkeiten sei mit 61 % aller befragten Erwerbstätigen ab 16 Jahren allerdings tief in uns verankert – meint eingangs erwähnter Studienreport. Volker Kitz beschreibt dieses gesellschaftliche Phänomen in einem klugen Artikel aus 2017 jedoch als eher problematisch: „Gefährlich wird es, wenn wir wie selbstverständlich davon ausgehen, dass Arbeit die Aufgabe hat, uns einen Lebenssinn zu schenken. Uns glücklich zu machen“, und er erklärt auch warum.

Anthropologe David Graeber formuliert seine Beobachtungen noch radikaler. In seinem kürzlich erschienenen Buch „Bullshit-Jobs“ versucht er aufzuzeigen, dass unser derzeitiges Wirtschaftssystem weniger auf produktiver (sinnhafter) Arbeit basiert, sondern vielmehr auf Arbeit als Selbstzweck. Seine These provoziert.

Die Diskussion über den Sinn im Beruf fordert Philosophie, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gleichermaßen. Was macht Sinn? Was sollte Sinn machen? In welche Richtung wollen wir unser (Werte-)System langfristig weiterentwickeln? Und explizit: Was bedeutet die Sinnsuche für Human Resources?

 

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Im 10. HR/Cafe am 8. November 2018

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PS: Wenn auch Sie Ihren Bullshit-Job lieben, hier zwei kleine Goodies zum Ausdrucken:

HR-Cafe Bullshit-Poster #1

HR-Cafe Bullshit-Poster #2

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