Nach/Lese

Auf Sinnsuche im 10. HR/Café

von Claudia Grubmüller
12. 11. 2018
Lesezeit: 6 Minuten

Genau so macht man eine formelle Studie zum spannenden Thema: mit Anekdoten aus der Forschungspraxis, Querverweisen zur Wirtschaft und Zitaten von großen Denkern unterhielt DDr. Paul Eiselsberg rund 40 Gäste mit seinem Impulsvortrag während des 10. HR/Cafés. Da wurden Sinnforscher zu HR-Profis, Philosophen zu Praktikern und die HR/Café Gäste zu Trendforschern.

Der Senior Research Director vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut IMAS eröffnete den Abend mit charmanter Selbstironie, als er versprach, in dieser Runde auf tabellarische Studien-Ergebnisse von 300 Seiten zu verzichten. In eben dieser Manier verstand Eiselsberg sein Fachwissen in spritzigen Häppchen mit uns zu teilen.

Wir alle suchen nach „Sinn im Beruf“

Einstieg ins Thema bot ein kürzlich veröffentlichter IMAS-Report. Der bestätigt, dass Arbeitnehmer – neben der Sicherheit im Job – vor allem nach einer sinnvollen Tätigkeit suchen. Der „Sinn im Beruf“ wurde sogar als Top-2-Driver genannt.

Das Ranking:

  1. Sicherheit
  2. etwas Nützliches/Sinnvolles tun
  3. gutes Betriebsklima
  4. möglichst selbstständig arbeiten zu können
  5. guter Verdienst

Doch was meint „etwas Sinnvolles tun“ im beruflichen Kontext? Eiselsberg spricht von verschiedensten Faktoren*, die das subjektive Empfinden beeinflussen. Einige davon sind:

Das empfinden Arbeitnehmer als sinnvoll:

  • Den eigenen Fähigkeiten entsprechend arbeiten. Es solle weder zur Unter- noch zur Überforderung kommen. Das trifft laut IMAS-Report auf etwa 63 % der Befragten zu.

  • Sich mit den Zielen des Unternehmens identifizieren. Das bedeutet, man selbst will, was auch der Betrieb will: etwa der Schnellste oder Beste auf einem bestimmten Fachgebiet sein.

  • Eine positive Grundstimmung beziehungsweise Gemeinschaft erleben.

  • Wertschätzung und Anerkennung erfahren.

Wie können Unternehmen sinnstiftend operieren?

Was also müssen OÖs Unternehmen in Zukunft anbieten, um für Job-Suchende „Sinn zu machen“? Eiselsberg spricht von zwei essentiellen Motivationssystemen: 1. dem Belohnungssystem und 2. von Werten als treibende Faktoren. Als Arbeitgeber könne man den Rahmen für Sinnstiftendes abstecken: etwa indem man das Betriebsklima fördert, einen wertschätzenden Umgang pflegt oder die individuellen Fähigkeiten entsprechend einsetzt. Ein vermeintlich höheres Ziel, Stichwort Werte, könne man allerdings nicht einfach „überstülpen“.

Mag. Edith Preinfalk vom ÖAMTC sieht sich dabei in glücklicher Position:

„Tatsächlich erleben die meisten unserer Mitarbeiter ihre Tätigkeit als sinnvoll. Sie können mit ihrer Arbeit helfen. Das ergibt sich alleine aus dem Unternehmenszweck“.

Daniela Mayr von Resch&Frisch befindet den Genuss, als Wert und Driver, für sehr gut im Unternehmen verankert, spekuliert jedoch über eine Diskrepanz zwischen produzierenden und administrativen Unternehmensbereichen:

„In der Organisation ist man weiter vom eigentlichen Kern, vom Produkt, entfernt. Hier fällt die Identifikation mit gemeinsamen Zielen womöglich etwas schwerer.“

Maria Lovric von Primetals Technologies argumentiert – wie auch viele andere an diesem Abend – für das oft zitierte „Hire for attitude, train for skills“:

„Niemand wird plötzlich zum Pionier. Wir wollen wahre Pioniere finden und sie für uns begeistern“.

Kernkompetenzen der Generation Z

Zum Ende des Vortrags regte DDr. Eiselsberg noch ein Gedankenexperiment an: Gesucht waren Begrifflichkeiten, die die Arbeitswelt 2025 prägen würden. Mit einer Mehrfachnennung kürten die rund 40 HR/Café Gäste Flexibilität zur essentiellen Tugend. Aber auch mit anderen, sogenannten Soft Skills werde die Generation Z im Berufsleben überzeugen: etwa Neugier, Empathie, Selbstreflexion oder Anpassungsfähigkeit. Nicht ein einziges Mal genannt wurde hingegen die digitale Kompetenz. Wohl aber eher deshalb, weil diese bis 2025 als Voraussetzung gilt.

Ebenso annehmen kann man nach diesem Abend, dass es heute, vor allem aber in Zukunft nicht mehr ausreichen wird, einen Betrieb zu führen und Stellen auszuschreiben. Die Bemühungen um gute Mitarbeiter werden ganz klar weiter wachsen.   

* Eiselsberg verweist auch auf spannende Ergebnisse aus der Sinnforschung. Nachzulesen unter http://www.imas.at/images/imas-report/2018/14_Arbeitssinn.pdf

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